AKCOVID-Studie
Die COVID-19 Gesundheits- und Arbeitsmarktkrise und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung
Die COVID-19-Pandemie und die damit im Zusammenhang stehenden gesundheitlichen Risiken, Beschränkungen der Wirtschaft und Arbeitswelt stellen eine Belastungsprobe für alle Bevölkerungsgruppen dar. Ziel der AKCOVID Studie ist eine Untersuchung der Auswirkungen dieser Belastungen auf die in Österreich lebende Bevölkerung sowohl hinsichtlich der ökonomischen Folgen für die Erwerbstätigen und ihre Familien als auch hinsichtlich der Konsequenzen für das soziale und mentale Wohlbefinden.
Im Juni 2020 wurde eine Panelstudie gestartet, bei der 2.000 in Österreich lebende Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren zu ihrer aktuellen Situation im Vergleich zu ihrer Situation vor Beginn der Corona-Krise befragt wurden. Die Altersbegrenzung ist durch den spezifischen Fokus der Studie auf die erwerbstätige Bevölkerung bzw. auf Familien mit Kindern bedingt. Im Jänner 2021 wurde eine Folgebefragung der gleichen Personen durchgeführt.
Die Studie untersucht, wie sich coronabedingte Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auf die finanzielle Situation auf der Haushaltsebene auswirkten, wobei der Aspekt der sozialen Ungleichheit im Vordergrund steht, d.h. Ziel der Analyse ist es darzulegen, wie sich die Corona-Pandemie bisher auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ausgewirkt hat. Es werden dabei zusätzlich zu den manifesten finanziellen Einbußen auch die Sorgen der Bevölkerung bzgl. drohender Job- bzw. Einkommensverluste analysiert und bzw. die mentale Verfassung der Betroffenen.
Die Daten wurden bei AUSSDA archiviert und stehen als Scientific Use File (SUF) zur Verfügung (https://doi.org/10.11587/D9AYZ7).
KooperationspartnerInnen:
Basis der Studie ist eine repräsentative Befragung von in Österreich lebenden Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren. Die Panelstudie startete im Juni 2020 mit der Befragung von 2.000 Personen, welche dann im Jänner 2021 ein zweites Mal befragt wurden.
Die Befragungen wurden von IFES in einem Multi-Mode Design durchgeführt, d.h. als Kombination aus 80% computerunter-stützten Online-Interviews (CAWI) und 20% computerunterstützten Telefoninterviews (CATI). Ziel des Multi-Mode Designs ist, auch jene Teile der Bevölkerung zu inkludieren, die keinen Zugang zum Internet oder zu einem PC oder Laptop haben bzw. aus anderen Gründen nicht für Online-Interviews zugänglich sind (Verbesserung hinsichtlich der Repräsentativität der Stichprobe im Vergleich zu reinen Online-Erhebungen). Die CAWI von IFES basieren auf einem Online Access Panel, das einen Querschnitt über in Österreich lebende Online-NutzerInnen ab 14 Jahren bietet. Die bereits im Vorfeld studienunabhängig rekrutierten RespondentInnen erhalten im Rahmen der Befragung einen persönlichen Zugangslink zum programmierten Fragebogen, so dass es nicht möglich ist, mehrfach an der Studie teilzunehmen. Die Telefonstichprobe wurde nach einem RLD-Verfahren gezogen (d.h. Ziehung von Zufallsnummern). Bei CATI und CAWI konnte jeweils nur eine Person pro Haushalt teilnehmen.
Bei der geschichteten Stichprobenauswahl wurden folgende Merkmale der Zielgruppe in ihrem richtigen Verhältnis zur Grundgesamtheit gezogen: Geschlecht, Altersgruppe, Bildung, Bundesland, Haushaltsgröße und Präsenz von Kindern im Haushalt. Um Stichprobenfehler auszugleichen, wurde ein Poststratifikationsgewicht auf Basis dieser Dimensionen gerechnet. Die dazu herangezogenen Informationen über die soziodemo-graphische Zusammensetzung der Grundgesamtheit sind offizielle Statistiken…
…zur Bevölkerung nach Geschlecht, Altersgruppen (20-29, 30-39, 40-49, 50-59, 60-64) und Bundesland lt. STATISTIK AUSTRIA (Statistik des Bevölkerungsstandes, erstellt am 21.05.2019).
…zum Bildungsstand der Bevölkerung ab 15 Jahren, Jahr 2017 (STATISTIK AUSTRIA, erstellt am 28.06.2019), aus der die Zusammensetzung der 20-64-Jährigen nach ihrem höchsten Bildungsabschluss berechnet werden kann.
…zu den Lebensformen nach Geschlecht und Alter, Jahresdurchschnitt 2019 der STATISTIK AUSTRIA.
Bei der Datenanalyse wird die vollständige Anonymität der Befragten gewährleistet.
Kontext der Datenerhebung
In der Zeit der 1. Befragung war der erste weitreichende Lockdown vorüber, die Schulen hatten wieder geöffnet und der Ferienbeginn stand unmittelbar bevor. Das Infektionsgeschehen war weitgehend unter Kontrolle (siehe Abbildung). In der Zeit der 2. Befragung befand sich Österreich in einem Lockdown und die Zahlen waren nach der zweiten Welle der Pandemie weiterhin auf einem hohen Niveau.Die Zahl der beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen inkl. SchulungsteilnehmerInnen stieg zwischen Mitte März und Mitte April von rund 376 Tausend auf rund 588 Tausend Personen (Höchststand 13. April 2020, siehe Abbildung). Diese Zahl fiel bis zum Beginn der 1. Befragung auf rund 479 Tausend bzw. während der zwei Wochen dauernden Befragungszeit auf rund 448 Tausend. Die Arbeitslosenquote lag Ende Juni 2020 mit 10,1 Prozent um 3,6 Prozentpunkte höher als im Juni 2019. Mitte April waren fast 1,3 Mio. Personen in Corona-Kurzarbeit, Ende Juni noch rund 750.000 Personen (Quelle: AMS). Nach einer Phase leicht sinkender Arbeitslosenzahlen im Sommer, spannte sich der Arbeitsmarkt im Herbst wiederum an. Zum Zeitpunkt des Beginns der 2. Befragung im Jänner 2021 waren etwa 535 Tausend Personen beim AMS vorgemerkt.
Ergebnisse
Projektberichte
- Steiber, N. & Siegert, Ch. & Vogtenhuber, S. (2021): Die Erwerbssituation und subjektive finanzielle Lage privater Haushalte im Verlauf der Pandemie. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 222.
- Steiber, N. (2021): Die COVID-19 Gesundheits- und Arbeitsmarktkrise und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 211.
- Liedl, B. & Molitor, P. & Steiber, N. (2021): Einstellungen zum Sozialstaat in der COVID-19 Gesundheits- und Arbeitsmarktkrise. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 210.
- Liedl, B. & Steiber, N. (2021): Einstellungen zum Sozialstaat im Verlauf der COVID-19 Pandemie. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 223.
Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und Arbeitspapiere
- Liedl, B. & Steiber, N. (2023): Führen Online-Befragungen zu anderen Ergebnissen als persönliche Interviews? Eine Schätzung von Moduseffekten am Beispiel eines Mixed-Mode Surveys. Österreichische Zeitschrift für Soziologie. Im Erscheinen.
- Schmidt, E.A. & Ricardo, R. & Simmons, C. & Steiber, N. (2022): A crisis like no other? Unmet needs in healthcare during the first wave of the COVID-19 crisis in Austria. European Journal of Public Health, Online. DOI: 10.1093/eurpub/ckac136
- Steiber, N. & Siegert, Ch. & Vogtenhuber, S. (2022): The impact of the COVID-19 pandemic on the employment situation and financial well-being of families with children in Austria: Evidence from the first ten months of the crisis. Journal of Family Research, 34, 1, pp.193-220. DOI: 10.20377/jfr-721
- Rodrigues, R.; Simmons, C.; Schmidt, A. E. & Steiber, N. (2021): Care in times of COVID-19: The impact of the pandemic on informal caregiving in Austria. European Journal of Ageing, 18, pp. 195–205. DOI: 10.1007/s10433-021-00611-z
- Steiber, N. & Siegert, Ch. (2021): Die Auswirkungen der Frühphase der COVID-19 Pandemie auf die Erwerbssituation und die finanzielle Lage von Familien in Österreich. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 46, pp. 429-442. DOI: 10.1007/s11614-021-00466-9
Blogbeiträge / Mediengespräche
- Liedl, B.; Steiber, N. (2022) Führen Online-Befragungen zu anderen Ergebnissen als persönliche Interviews? in_progress blog
- Steiber, N.; Mlynek M. (2022) Die Erwerbsmuster von Paaren in der Pandemie – wenig Hinweise auf eine Retraditionalisierung. in_progress blog
- Siegert, Ch.; Steiber, N.; Vogtenhuber, S. (2021) Ein Jahr Corona-Pandemie: Wie sich die Krise auf die Erwerbsstruktur und die finanzielle Lage von Familien auswirkt. DISKURS Mediengespräch. Mittwoch, 10. März 2021. -> Folien zum Download -> Medienmappe zum Download
- Liedl, B.; Spitzer, S.; Steiber, N. (2021) Sozialstaat und Umverteilung gewinnen an Bedeutung. A&W blog [31.08.2021]
- Schmidt, A.E.; Stumpfl, S.; Rodrigues, R.; Steiber, N. (2021) Eingeschränkte Gesundheitsversorgung in Zeiten der Pandemie. in_progress blog.
- Schmidt, A.E.; Stumpfl, S.; Rodrigues, R.; Simmons, C.; Steiber, N. (2021): Subjective unmet medical needs during the COVID-19 crisis in Austria. Factsheet. Gesundheit Österreich, Wien.
- Steiber, N; Liedl, B.; Mlynek, M.; Spitzer, S. (2021) Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der COVID-19 Pandemie. in_progress blog.
- Vogtenhuber, S.; Steiber, N.; Mühlböck, M. (2021) Registerbasierte Erwerbsverläufe in der COVID-19 Pandemie: Wer war wann und wie lange von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen?. in_progress blog.
- Steiber, N.; Liedl, B. & Molitor, P. (2020): Infektionsrisiko am Arbeitsplatz: Das Risiko für eine Corona-Infektion ist ungleich verteilt. A&W blog.
- Steiber, N. (2020): Covid-19, Kurzarbeit und Arbeitsbedingungen. in_progress blog.
- Steiber, N. (2020): Konsequenzen der Pandemie für die ökonomische Situation von Familien. in_progress blog.
Web-Application
Konferenzbeiträge
- Steiber, N. (2021): The impact of the COVID-19 pandemic on working conditions and job quality in Austria. Research Seminar, University of Surrey and Work, Employment & Society Conference 2021.
- Siegert, Ch. & Steiber, N. (2021) Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die elterliche Erwerbssituation und die finanzielle Lage von Familien in Österreich. DGS ÖGS Soziologiekongress. 24. August 2021, Wien.
- Schmidt, E.A. & Ricardo, R. & Simmons, C. & Steiber, N. (2021): Better safe than sorry? Unmet needs for health care during the COVID-19 crisis in Austria. EHPG Meeting, LSE Department of Health Policy, 21 May 2021.
- Rodrigues, R.; Simmons, C.; Schmidt, A. E. & Steiber, N. (2021): Care in times of COVID-19: the impact of the pandemic on informal caregiving in Austria. 6th ATHEA Conference – 23rd & 24th of September 2021.
- Schmidt, E.A. & Ricardo, R. & Simmons, C. & Steiber, N. (2021): A crisis like no other? Subjective unmet needs in health care during the first wave of the COVID-19 crisis in Austria. 6th ATHEA Conference – 23rd & 24th of September 2021.
- Steiber, N. (2021) Erwerbsverläufe in der Pandemie: Soziale Ungleichheit in der Betroffenheit von und den Erfahrungen mit Kurzarbeit. Tagung am Institut für Soziologie der Universität Wien „Reformbedarf am Arbeitsmarkt?“ 3. Dezember 2021. Video
- Steiber, N. & Muttarak, R. (2020): Occupational COVID-19 hazard in Austria: Are women really more exposed? Wittgenstein Centre Conference 2020: Demographic aspects of the Covid-19 pandemic and its consequences, November 30 – December 1, 2020.
- Rodrigues, R.; Simmons, C.; Schmidt, A. E. & Steiber, N. (2020): Informal care during the COVID-19 pandemic. OECD Webinar.
Medien
- Arbeit&Wirtschaft: Sozialstaat: Hilfe jetzt, Revolution später. [25.10.2021]
- Ö1 Radiokolleg – Fürchtet euch nicht! Wege aus der Angst (4) [21.10.2021]
- Die Presse: Kurzarbeiter bilden sich kaum weiter [16.04.2021]
- Der Standard: Jede fünfte Familie muss auf Erspartes zurückgreifen [10.03.2021]
- APA/ORF: Kurzarbeit traf vor allem die Jungen [10.03.2021]
- Salzburger Nachrichten: Kurzarbeit führt zurück zum Job [10.03.2021]
- Der Standard: Nicht jeder, der möchte, kann vor Corona ins Homeoffice fliehen [20.11.2020]