Im Frühsommer 2020 mussten coronabedingt bereits rund 30% der Haushalte mit einem geringeren Einkommen zurechtkommen. Das zeigt die AKCOVID-Befragung, in Rahmen derer 2,000 in Österreich lebende Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren befragt wurden.
Drei Monate nach Beginn der Krise kamen rund 23% der Familien mit Kindern unter 18 Jahren mit dem Haushaltseinkommen nur mehr schwer zurecht, im Vergleich zu rund 9% vor Beginn der Krise, was auf eine deutliche Ausweitung des Kreises armutsgefährdeter Familien weist (siehe Abbildung). Dementsprechend mussten rund 20% der Familien mit Kindern unter 18 Jahren bereits auf Erspartes zurückgreifen oder Schulden machen bzw. konnten rund 9% ihre Fixkosten nicht mehr decken und Rechnungen nicht mehr termingerecht bezahlen.
Besonders deutlich präsentiert sich die angespannte finanzielle Situation bei Alleinerziehenden von Kindern unter 18 Jahren. Während vor der Krise rund 15% nur schwer zurechtkamen, waren dies im Juni 2020 rund 38%. Mehr als ein Viertel der Alleinerziehenden mussten bereits auf Erspartes zurückgreifen oder Schulden machen.
Ein beträchtlicher Anteil der Familien mit Kindern konnte im Juni 2020 als „Härtefall“ definiert werden (in Anlehnung an die Definition von anspruchsberechtigten Familien für den Corona-Familienhärteausgleich lt. Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend). In rund 37% der Familien mit zwei Elternteilen und mindestens einem minderjährigen Kind im gemeinsamen Haushalt war zumindest ein Elternteil arbeitslos oder für Kurzarbeit angemeldet. Und während im Februar 2020 rund 11% dieser Familien mit ihrem Haushaltseinkommen schwer zurechtkamen, stieg dieser Anteil in den ersten drei Monaten der Pandemie auf fast 40% (rund 27% kamen schwer zurecht, 12% sehr schwer, siehe Abbildung). Rund 29% dieser „Härtefall-Familien“ gaben an, seit Beginn der Krise auf Ersparnisse zurückgreifen oder Schulden machen zu müssen.
Auch unter den Familien mit Kindern unter 18 Jahren, in denen vor Beginn der Krise noch beide Elternteile erwerbstätig waren, findet man ein Drittel, in denen zumindest ein Elternteil im Juni 2020 von coronabedingter Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit betroffen war. Rund 32% dieser Familien kamen im Juni 2020 nur mehr schwer mit dem Haushaltseinkommen zurecht (im Vergleich zu nur rund 4% vor der Krise).
Über manifeste finanzielle Einbußen hinausgehend, bestanden in vielen Familien große Sorgen, durch die Corona-Krise in eine finanzielle Schieflage zu geraten. Auf einer Skala von 0-gar keine Sorgen bis 10-sehr große Sorgen, machten sich rund 12% der Befragten große Sorgen (Werte 7-10), aufgrund der Corona-Krise ihren Job zu verlieren, rund 25% machten sich große Sorgen (Werte 7-10), dass sie aufgrund der Corona-Krise Einkommenseinbußen zu erleiden haben (werden).
Erwerbstätige Paare mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt hätten in rund 20% der Fälle große Sorgen (Werte 7-10 auf der Sorgeskala von 0 bis 10), dass einer oder sogar beide Elternteile aufgrund der Corona-Krise ihren Job verlieren könnten. Mehr als ein Drittel dieser Paare hatten große Sorgen, dass zumindest einer der Elternteile Einkommenseinbußen erleidet.
Die vergleichsweise größten Sorgen, dass sie durch die Corona-Krise in finanzielle Probleme schlittern könnten, machten sich dabei Personen, die ohnehin schon einen geringeren sozioökonomischen Status hatten und die sich auch selbst als Teil einer unterprivilegierten Gruppe wahrnahmen (subjektiver sozialer Status, siehe Definition unter der Abbildung).
Fazit: Verschärfung sozialer Ungleichheiten
Im Frühsommer 2020 war bereits ein großer Teil der in Österreich lebenden Familien, insbesondere jene mit Kindern, direkt und teilweise stark von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betroffen. Die Pandemie hat großes Potential, bestehende soziale Ungleichheiten zu verschärfen. Bevölkerungsgruppen, die vor Beginn der Corona-Krise einen niedrigeren sozialen Status bzw. eine schwächere ökonomische Position hatten, zeigen sich stärker von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen (Detailergebnisse 01/2021 im Projektbericht). Teilweise trifft dies jedoch auch auf Freiberufler und Selbständige zu, die in dieser Krise in vielen Fällen auch in eine sehr ungewisse finanzielle Zukunft blicken.